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Nun könnte ich so „altklug“ sagen: „Ich hab es doch gleich gewusst“, aber es ist tatsächlich so, dass ich gestern tagsüber noch twitterte „Ich hab da so´n Gefühl…“ und meinte damit, dass Italien möglicherweise ein echter Stolperstein werden könnte! So ist es dann auch gekommen. Schade eigentlich!

Aber andererseits kam dieses Gefühl dann auch nicht ganz aus dem Nichts. Noch einen Tag vorher, auf der obligatorischen Presse-Konferenz sagten Jogi Löw und Bastian Schweinsteiger unisono: „Wir sind soweit den nächsten Schritt zu gehen und wir sind in der Lage jeden Gegner auf der Welt zu schlagen!“

Bei aller Euphorie, über die deutsche Nationalmannschaft, die zurecht seit 2006 und dem Beckenbauer iniziierten Sommermärchen begann und als positiver Kulturexport Deutschlands gefeiert wird, es sind jetzt 5 große, internationale Turniere (Confed Cup, 2x WM, 2x EM) gespielt worden, wo Jogi Löw und seine Mannschaft n tollen Eindruck und nationale Begeisterung hinterlassen haben, aber in den entscheidenden Spielen gestrauchelt sind!

Natürlich 4x Halbfinale, 1 EM Finale zu erreichen ist großartig und zeigt, dass die Nationalmannschaft konstant auf hohem Niveau spielen kann und zurecht zu den 4 besten Nationen der Welt gehört! Und natürlich gehört der jungen, entwicklungsfähigen deutschen Mannschaft die Zukunft und es sind noch einige weitere hoffnungsvolle Talente, die nachrücken! All das spricht für Jogi und seine Löwen!

Aber:

Vielleicht haben manche Beobachter nicht ganz unrecht damit, dass der Mannschaft vielleicht (noch) etwas fehlt,was andere Manschaften (schon) haben: eine Art Sieger-Gen!? Bis zu einem gewissen Punkt sieht alles toll aus, aber im entscheidenden Moment, so wie gestern gegen Italien, war niemand da, der auf dem Platz das Heft in die Hand genommen hat. Auch habe ich jemanden vermisst, der mal mit seiner Kraft und Körpersprache den Willen vermittelt hat, das Match zu drehen. Es wirkte zuweilen etwas „hilflos“, besonders in der 1. Halbzeit.

Jogi Löw hat sein Konzept und Spieleraufstellung ausgegeben und die Mannschaft war im Vertrauen darauf, dass alles so klappt. Hat es dann aber nicht! Das ist schade…aber letztlich ist es Sport und Niederlagen gehören dazu!

Ich will auch nicht alles schlecht reden oder in Frage stellen, nur mit jedem Turnier ist das Selbstvertrauen gewachsen und gleichermaßen auch das Selbstverständnis, dass man bereit für den Titel sei! Und da hab ich das Gefühl, Anspruch und Wirklichkeit klaffen da etwas auseinander.

Oder anders gesagt: Wer so vollmundig der Weltpresse verkündet, dass man jede Mannschaft schlagen kann und bereit sei für den nächsten Schritt, der muss es dann letztlich auch mal tun!!!!

Im Sport ist es leider so, dass der 2. eben der 1. Verlierer ist, das haben die Bayern-Spieler diese Saison 3 Mal schmerzhaft erfahren müssen und so auch die Nationalmannschaft!

Klar, als Botschafter eines neuen multikulturellen, weltoffenen, symphatischen Deutschlands ist die Nationalmannschaft sicher ein Musterbeispiel, aber reicht das?

Fehlt der Mannschaft einfach in „Winner“ Typ, an dem man sich reiben aber auch aufrichten kann? Genauso eine Art Spieler, wie er in anderen Mannschaften da ist, aber Jogi Löw ihn nicht haben möchte (siehe Frings, oder Ballack), im Sinne von Harmonie und flachen Hierachien?

Ich sehe viele Spieler, die intelligent, reflektiert, selbstkritisch, modern, aber auch angepasst und irgendwie „ferngesteuert“ sind, keiner möchte der Buhmann sein, oder auch mal positiv „anecken“. So wie Gestern die Spieler traurig und enttäuscht, aber man bei niemanden das Gefühl hatte dass er richtig sauer und frustig ist und das auch mal zeigt…alles war so „aufgeräumt“.

Ist diese National-Mannschaft einfach zu „brav“ ?

e.